Schreiben

Das Schreiben oder Texten ist, neben der graphomotorischen (und selbstverständlich auch der typomotorischen) Technik, den gängigsten Theorien nach entweder eine Form des kognitiven Problemlösens oder der entwicklungspsychologischen Reifung.

Zum Modell des Schreibens als Problemlösen gehört eine Barriere (Wie soll ich das machen?), die durch einen Prozess des Sammelns und Auswertens von Möglichkeiten (So könnte es gehen. Nein, doch nicht. So auch nicht.) überwunden wird, sobald eine erfolgreiche Strategie gefunden ist (Ja, so geht’s!).
Das Modell des Schreibens als Kompetenz, die vom Kind nach Spracherwerb und Schriftspracherwerb erlangt wird, dagegen setzt Entwicklungsstadien voraus, die idealerweise vom anfänglichen assoziativen Schreiben in mehreren Schritten zum erkenntnisbildenden Schreiben führt.

Aus der entwicklungspsychologischen Schreibforschung stammen auch die beiden sehr interessanten Begriffe Knowledge Telling und Knowledge Transforming (die auch in der deutschsprachigen Wissenschaft nicht eingedeutscht wurden). Knowledge Telling, das ist das Mitteilen dessen, was man einfach weiß (z. B.: Mama holte mich gestern aus der Schule ab) und kommt dem assoziativen Schreiben recht nahe. Knowledge Transforming aber ist das, was ich mit Inhalteaufbereitung bezeichnen möchte: die Vermittlung von Wissen, das der Schreibende nur zum Teil bereits hat, und wofür er das eigene Wissen um Informationen aus vorhandenem Fremdmaterial ergänzt sowie Fehlendes recherchiert.

Bezeichnenderweise bewerten alle Modelle der Schreibforschung die Fähigkeit hoch, die (späteren) Leser – im Marketingsprech die Zielgruppe – mit einzubeziehen: Ihre Bedürfnisse, Erwartungen und Assoziationen zu antizipieren stellt schreibtheoretisch das höchste Maß an Schreibkompetenz dar. Schließlich wollen, zum Beispiel mit einem Text über das Schreiben, Kinder anders angesprochen werden als Erwachsene, Philologen anders als Ingenieure und Sekretärinnen anders als angehende Autoren. Darüber hinaus gilt es auch, die Besonderheiten des Mediums, für das ein Text gedacht ist, zu berücksichtigen: Jedes Medium – ob Buch, Broschüre, Blog oder Website – hat seine ganz eigenen Gesetze.

Zur inhaltlichen Komponente (Was sollte ich sagen?) kommt also auch die sprachliche (Wie sollte ich es sagen?). Beide jederzeit zusammen zu sehen, ist eine typische Redakteurstätigkeit.